Jungenarbeit und Kunst

Einblicke in meine künstlerische Arbeit mit Jungen für den Träger
Dissens e.V.

Künstlerisches Arbeiten soll in dem Arbeitsbereich „Hilfen zur Erziehung“ nicht nur auf das Einüben künstlerisch-technischer Fertigkeiten zum Zweck einer Berufsorientierung reduziert werden.

Es ist darüber hinaus als „kulturelles Mandat der Sozialpädagogik“ (Treptow) zu verstehen, d. h., der zu betreuende Junge macht mittels kreativer Prozesse gestalterisch auf sich selbst aufmerksam und drängt damit auf Veränderung.

Weiter birgt das künstlerische Arbeiten im Moment des „Wahrnehmens und Gestaltens“ das Potenzial, Erkenntnisprozesse einzuleiten. Ein entsprechender Handlungsablauf kann wirklichkeitsbildend sein und auf diesem Wege die Handlungskompetenz von Heranwachsenden erweitern helfen.     

Eine intensive Beschäftigung mit dem Material, mit sich selbst und auch mit anderen Gruppenmitgliedern in Gestalt von Gemeinschaftsarbeiten kann dazu beitragen, Beziehungen entstehen zu lassen und Beziehungsfähigkeit zu erlernen.

Beim künstlerischen Arbeiten im Bereich „Hilfen zur Erziehung“ wird den Jungen ein geschützter Raum zur Verfügung gestellt. Sinnliche Erfahrungen und deren Bewusstmachung im Rahmen ästhetischer Gestaltungsprozesse sollen ihnen neue Perspektiven eröffnen.

Die Jungen können neue Ausdrucksweisen spielerisch ausprobieren, auch jenseits tradierter Rollenerwartungen. So besteht für sie die Möglichkeit, ihren Fantasien, ihren Emotionen ein Bild zu geben, sich auszudrücken, Freude und Spaß zu erleben.




Alter, zeig mir deine Jugend! Wider das Vergessen.

Jungen interviewen Senioren όber deren Jugend.

Das Projekt „Alter, zeig mir deine Jugend!“ arbeitet zeitgleich mit Senioren und Jungen, es forciert eine Begegnung. Bildlich lässt sich das Projekt als ein Crossing zwischen den Zeiten begreifen: zwischen Männern, die auch mal Jungen waren, und Jungen, die zu Erwachsenen werden. Zu erwarten ist, dass bei den Begegnungen nicht nur die Senioren von ihrer Jugend, sondern auch die Jungen von ihren Erlebnissen und Lebensumständen berichten. Jugend ist der gemeinsame Nenner, der im Schnittpunkt Synergien freisetzt. So können Potenziale für ein erweitertes Interesse aneinander entstehen. Inhaltlich werden auf diese Weise Alter, Jugend und Geschlecht miteinander verbunden (intergenerativer, geschlechter­differenzierter Projektansatz).

Interview Nr.1_Benny_Justin 1.mp3
Interview Nr.2_Mamimilian_Davis.mp3
Interview Nr.3_Patrick_Benjamin.mp3
Interview Nr.4_Tahir_Maurice_Davis.mp3
Interview Nr.5_mit Gόnter Thier 1.mp3

Projektbericht: „Alter, zeig mir deine Jugend!“.pdf

Das Projekt besteht weiterhin. Nach neuen Förderungen wird gesucht, Meinungen und Anregungen sind willkommen.

Kontakt: frank.begemann@dissens.de

 

 

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Hip-Hop Projekt

 

 

Hip-Hop-Projektarbeiten

Rappen gegen Rechtsextremismus und Gewalt
Im Auftrag von Dissens e.V.

Gefφrdert durch respectABel

Rap Trainer: Mirror (Creaturen der Nacht)
Kόnstlerische Leitung: Frank Begemann


Hφrbeispiel aus 2006:
Definition.mp3
(von Jungen aus Marzahn-Hellersdorf erarbeiteter Track)

Hφrbeispiele aus 2008:
Track I.mp3
Track II.mp3
Mit: Prince V, King-DS, Tibe, Birow
Designer: Zimmi Guests: Christoph, Marco, Dennis

Kόnstlerische Leitung: Frank Begemann, www.fuzzy-kids.de
Rap-Pδdagoge: Nico Hartung


Das Thema Hip-Hop bietet den Jungen Gestaltungsmöglichkeiten in den Bereichen Rap, D-Jing, Breakdance, Streetdance, Graffiti oder Street Art. Die Mitarbeiter von Dissens versuchen gerade auch in den Rap-Projektarbeiten, die lebensweltlichen Interessen der Jungen und ihre Erfahrungen aufzunehmen, und zwar in einer Form, die den Fähigkeiten bzw. den vorhandenen Kompetenzen der Jugendlichen entspricht. Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts oder sexueller Orientierungen (etwa im Gangsta Rap) werden kritisch zur Diskussion gestellt und in den eigenständig erstellten Text- und Soundproduktionen der Jungen bewusst nicht zugelassen.

Projektarbeiten sind durch Produkt- und Prozessorientierung gekennzeichnet. Sie zielen auf die Erarbeitung eines Endergebnisses ab, z. B. in Gestalt eines Auftritts, einer MP3-Datei, einer CD oder eines Radiofeatures. Projektarbeiten ermöglichen ein Zusammenkommen von Jungen mit unterschiedlichsten Persönlichkeiten und kulturellen Hintergründen. Im prozessualen Ablauf lassen sie Handlungskompetenz und subjektive Erfolgserlebnisse entstehen.






Junge im Arbeitsprozess
Sebastian L. 15 Jahre


„Kreuzigung“ Arbeit von Christoph C. 16 Jahre


Der Kunstraum als Installation in der Galerie:


Körper-Raum-Konstruktion (KRK)


Die Jungen stellen das Fotomaterial den Männern des Seniorenheimes vor, erläutern das Projekt, berichten von ihrer Aus-stellungserfahrung und kommen ins Gespräch.


Die Senioren betrachten ein Foto vom Tage der Ausstellungseröffnung.

Körper-Raum-Konstruktion (KRK)

Ein Projekt von Frank Begemann, in Kooperation mit dem Träger Dissens e.V.

Ausserschulisches Jungenprojekt (Soziale Gruppenarbeit)
Altersgruppe: 12-16 Jahre
Gruppengröße: 6 Jungen

Ausstellungsorte:
- Ausstellungszentrum Pyramide Hellersdorf „männlICH-weiblICH“, Berlin 2005
- Seniorenheim der Gemeinnützigen Heimbetriebsgesellschaft der Graf Schwerin
-Forschungsgesellschaft in der Diakonie mbH, Berlin 2006

Ausgangssituation:
Vorbereitend waren in Einzelteile zerlegte männliche und weibliche Puppen, zu einem Haufen von "Körperteilen" drapiert. Die Aufforderung an die Jungen der Gruppe lautete: "Konstruiere einen Körper im Raum". Jedem Jungen wurde ein Holzeinsichtkasten, s/w bemalt , übergeben. Das "Ausstellen" wurde als ein aktives Moment, "Ausstellung machen", angekündigt.

Inhaltliche Zielvorstellungen:
Das gemeinsame Arbeiten innerhalb eines geschützten Rahmens hatte zum Ziel, Jungen sich ihres körperlichen Empfindens, durch schöpferisches Handeln, bewusster werden zu lassen. Die Tür des Kunstraumes musste auf Wunsch der Jungen geschlossen sein. Das war ihnen wichtig! Die Jungen wollten unter sich sein und arbeiten. Keine Öffentlichkeit im Umgang mit den Puppenteilen, so ihre Forderung! Zu erwarten war eine starke Reproduktion des Erlebten, kommend aus der Lebenswirklichkeit der Jungen. Soziologisch und psychologisch gesehen ist das Reproduzieren gelernter Männlichkeits- und Weiblichkeitsvorstellungen ein alltäglicher, "normaler" Vorgang. Das Konzept des Kunstprojekts unterstützt die Jungen, gelernte Geschlechterbilder selbsttätig infrage zu stellen. Begleitet und aufgefordert wird zum erlaubten Spielen mit "Puppenteilen". Das Schaffen eines Fantasieraumes ist ein wichtiger Schritt in die Autonomie des Jungen. Was möchte der Junge bearbeiten? Wie sind seine Vorstellungen von Männlich- und Weiblichkeiten? Wie will er sein? Die Jungen werden darin unterstützt, dem oft unterschätzten Druck von Umfeld und Gesellschaft (sich den traditionellen Männlichkeitsvorstellungen anzupassen), eigene Vorstellungenentgegensetzen zu können.

Prozesshafte Momente - KRK Projekt: „Ausstellungen“
Im Zuge der Überlegung, wie die erstellten Arbeiten in der Galerie des Bezirksamts ausgestellt werden könnten, wurde deutlich, dass sich die Jungen durch ihre "bloßen Arbeiten" des KRK-Projektes nicht ausreichend vertreten bzw. verstanden fühlten. Nach langer Diskussionen entstand die Idee, den kompletten Kunstraum mit seinen Schaffensmöglichkeiten in die Ausstellung zu geben und ihre jeweiligen Namensfächer für Arbeiten und Material für andere sichtbar zu machen. Das völlige Entleeren des Kunstraums und die dann folgende Rekonstruktion in einer Ausstellungssituation wurde zu einer spielerischen Freude der Jugendlichen. "Ein Raum im Raum" entstand in der Galerie und machte Architektur erfahrbar. Im Zuge der Präsentation, bzw. durch das erlebte öffentliche Interesse und dem Moment der "Stille" beim Abbau entstand der Wunsch das Projekt "KRK" nicht zurück in den Kunstraum zu transportieren, sondern die Objekte "lebendig" zu halten und andernorts zu zeigen. Im Zuge einer unmittelbar anstehenden Begegnung mit den männlichen Bewohnern eines Seniorenheimes entstand die Idee, das "Projekt" ins Seniorenheim zu transporieren. Daraus ergaben sich mehrere Treffen, bei denen die Jungen Fotomaterial ihrer Ausstellung vorstellten und mit den Männern bei Kuchen und Getränken darüber ins Gespräch kamen. Es entstand ein reger Austausch über die verschiedenen Facetten des jung- und alt seins. Geplant sind in diesesm Sommer ein gemeinsamer Kinobesuch, zudem nahmen die Männer des Seniorenheimes die Herausforderung der Jungen zu einem Billardtunier an. Schon hat sich die Leitung eines weiteren Seniorenheims, mit dem Interesse gemeldet, das KRK-Projekt ausstellen zu wollen.