Körper-Raum-Konstruktion (KRK)
Ein Projekt von Frank Begemann, in Kooperation mit dem Träger
Dissens e.V.
Ausserschulisches Jungenprojekt (Soziale Gruppenarbeit)
Altersgruppe: 12-16 Jahre
Gruppengröße: 6 Jungen
Ausstellungsorte:
- Ausstellungszentrum Pyramide Hellersdorf männlICH-weiblICH,
Berlin 2005
- Seniorenheim der Gemeinnützigen Heimbetriebsgesellschaft
der Graf Schwerin
-Forschungsgesellschaft in der Diakonie mbH, Berlin 2006
Ausgangssituation:
Vorbereitend waren in Einzelteile zerlegte männliche und weibliche Puppen, zu einem Haufen von "Körperteilen" drapiert. Die Aufforderung an die Jungen der Gruppe lautete: "Konstruiere einen Körper im Raum". Jedem Jungen wurde ein Holzeinsichtkasten, s/w bemalt , übergeben. Das "Ausstellen" wurde als ein aktives Moment, "Ausstellung machen", angekündigt.
Inhaltliche Zielvorstellungen:
Das gemeinsame Arbeiten innerhalb eines geschützten Rahmens hatte zum Ziel, Jungen sich ihres körperlichen Empfindens, durch schöpferisches Handeln, bewusster werden zu lassen. Die Tür des Kunstraumes musste auf Wunsch der Jungen geschlossen sein. Das war ihnen wichtig! Die Jungen wollten unter sich sein und arbeiten. Keine Öffentlichkeit im Umgang mit den Puppenteilen, so ihre Forderung! Zu erwarten war eine starke Reproduktion des Erlebten, kommend aus der Lebenswirklichkeit der Jungen. Soziologisch und psychologisch gesehen ist das Reproduzieren gelernter Männlichkeits- und Weiblichkeitsvorstellungen ein alltäglicher, "normaler" Vorgang. Das Konzept des Kunstprojekts unterstützt die Jungen, gelernte Geschlechterbilder selbsttätig infrage zu stellen. Begleitet und aufgefordert wird zum erlaubten Spielen mit "Puppenteilen". Das Schaffen eines Fantasieraumes ist ein wichtiger Schritt in die Autonomie des Jungen. Was möchte der Junge bearbeiten? Wie sind seine Vorstellungen von Männlich- und Weiblichkeiten? Wie will er sein? Die Jungen werden darin unterstützt, dem oft unterschätzten Druck von Umfeld und Gesellschaft (sich den traditionellen Männlichkeitsvorstellungen anzupassen), eigene Vorstellungenentgegensetzen zu können.
Prozesshafte Momente - KRK Projekt: Ausstellungen
Im Zuge der Überlegung, wie die erstellten Arbeiten in der Galerie des Bezirksamts ausgestellt werden könnten, wurde deutlich, dass sich die Jungen durch ihre "bloßen Arbeiten" des KRK-Projektes nicht ausreichend vertreten bzw. verstanden fühlten. Nach langer Diskussionen entstand die Idee, den kompletten Kunstraum mit seinen Schaffensmöglichkeiten in die Ausstellung zu geben und ihre jeweiligen Namensfächer für Arbeiten und Material für andere sichtbar zu machen. Das völlige Entleeren des Kunstraums und die dann folgende Rekonstruktion in einer Ausstellungssituation wurde zu einer spielerischen Freude der Jugendlichen. "Ein Raum im Raum" entstand in der Galerie und machte Architektur erfahrbar. Im Zuge der Präsentation, bzw. durch das erlebte öffentliche Interesse und dem Moment der "Stille" beim Abbau entstand der Wunsch das Projekt "KRK" nicht zurück in den Kunstraum zu transportieren, sondern die Objekte "lebendig" zu halten und andernorts zu zeigen. Im Zuge einer unmittelbar anstehenden Begegnung mit den männlichen Bewohnern eines Seniorenheimes entstand die Idee, das "Projekt" ins Seniorenheim zu transporieren. Daraus ergaben sich mehrere Treffen, bei denen die Jungen Fotomaterial ihrer Ausstellung vorstellten und mit den Männern bei Kuchen und Getränken darüber ins Gespräch kamen. Es entstand ein reger Austausch über die verschiedenen Facetten des jung- und alt seins. Geplant sind in diesesm Sommer ein gemeinsamer Kinobesuch, zudem nahmen die Männer des Seniorenheimes die Herausforderung der Jungen zu einem Billardtunier an. Schon hat sich die Leitung eines weiteren Seniorenheims, mit dem Interesse gemeldet, das KRK-Projekt ausstellen zu wollen.