Fachtag

Fachtag Jungenarbeit in Pankow
„Jungenarbeit konkret machen!“

Am 18. Oktober 2011 veranstaltete der Kinderring Berlin e. V. in Kooperation mit dem Jugendamt Pankow, der Jungen-AG Pankow und Dissens e. V. einen Fachtag Jungenarbeit unter dem Motto „Jungenarbeit konkret machen!“.
Prof. Detlef Pech (HU Berlin), Michael Cremers (Koordinationsstelle Männer in Kitas), Bernhard Keller (Kinderring Berlin), Frank Begemann und Bernard Könnecke (beide Dissens e. V.) sowie weitere Referenten/Referentinnen gaben in Vorträgen und Workshops Anregungen zur Konkretisierung geschlechterreflektierter Arbeit mit Jungen in der pädagogischen Praxis.

Dokumentation vom 18. Oktober 2011

Workshop: Künstlerisches Arbeiten mit Jungen
Referent: Frank Begemann, Dipl.-Sozialpädagoge/Dipl. für Bildende Künste
www.fuzzy-kids.de
Ort: KFJE Go, Schönhauser Allee 165, 10435 Berlin
Teilnehmer/-innen: 7
Zeit: 14.00–16.30 Uhr

Arbeitsergebnis: Kurzfilm „Väter und Söhne“ HDV 1,18 Min.

 

Aktion 1
Zunächst stellte Herr Begemann den Ablauf des Workshops vor. Die Teilnehmer_innen machten sich miteinander bekannt und berichteten von ihren Erfahrungen mit Jungengruppen in künstlerischen Workshops. Zum Beispiel wurde von einem Filmprojekt berichtet, für das ein Filmemacher als Workshopleiter eingeladen worden war. Als problematisch zeigten sich die unterschiedlichen Erwartungshaltungen bezüglich der künstlerisch-technischen Umsetzung und der Befähigung, die Gruppe überhaupt „zum Laufen“ bzw. zum Arbeiten zu bringen.
In der Workshoprunde wurde, in Anlehnung an das Beispiel, die Erwartungshaltung der Jungen zu beleuchten versucht, d. h., was aus deren Sicht Spaß machen und wie sich ein künstlerischer Verlauf gestalten könnte. Die Erwartungshaltungen von Workshopleiter_innen, so Herr Begemann, sind zuweilen sehr zielorientiert und lassen dann wenig Raum für den Experimentierwillen der Jungen. Herr Begemann empfiehlt daher, im Projekt nicht unbedingt einen roten Faden zu verfolgen, sondern Themen- bzw. Interessensprünge zuzulassen, um so eine Kontinuität in der praktischen künstlerischen Arbeit gewährleisten zu können. Aus der Perspektive von Erwachsenen können manche Ideen von Kindern/Jugendlichen absurd erscheinen, aus deren Sicht aber durchaus einen Sinn ergeben.
Diskutiert wurde auch über den Wert des Scheiterns von Projekten. Bei entsprechender Begleitung kann Scheitern in der künstlerischen Arbeit als wichtiger Effekt zum Erlernen von notwendiger Frustrationstoleranz bezeichnet werden. Deutlich wurde in der Phase des Vorstellens von künstlerischen Arbeitskontexten, dass die an einem potenziellen Team Beteiligten ihre Erwartungshaltungen aufeinander abstimmen sollten und dass zu erwartende Schwierigkeiten allen Beteiligten gegenüber offengelegt werden müssen, damit ein Gelingen wahrscheinlich wird. Dies gilt besonders für die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Professionen.
Herr Begemann stellte ein von ihm konzipiertes und durchgeführtes Jungenarbeitsprojekt aus Pankow vor, das vom Kinderring Berlin e. V. finanziert wurde. Im Rahmen des Projekts wurde von und mit 12-jährigen Jungen der Experimentalfilm „Träume“ erarbeitet. Zufällig kannte eine Teilnehmerin die Jungen aus ihrer Tätigkeit als Lehrerin an einer Grundschule und konnte so Erfahrungshintergründe beisteuern, was die gemeinsame Reflexion in der Gruppe noch lebendiger machte.  
Aktion 2
Anhand des Themas „Vater und Sohn“ stellte Herr Begemann mit den Workshopteilnehmer_innen exemplarisch den möglichen Ablauf eines Jungenarbeitsprojektes nach. Vor Projektstart holte der Workshopleiter das Einverständnis aller Teilnehmer_innen zur Veröffentlichung des erarbeiteten Film- und Dokumentationsmaterials ein, um sicherzustellen, dass das Ergebnis im Anschluss präsentiert werden darf.
Den Teilnehmer/-innen wurde die Aufgabe gestellt, sich in Kleingruppen zum Thema „Vater & Sohn“ auszutauschen. Für diesen Austausch gab Herr Begemann den Teilnehmer_innen acht Minuten Zeit.
Den Teilnehmer_innen wurde erklärt, dass sich die kommenden Filmaufnahmen auf die Mundpartien der Protagonist_innen beschränken würden. Eine solche Festlegung soll möglichen Ängsten der Teilnehmer_innen, vor laufender Kamera zu sprechen, entgegenwirken.
Aktion 3
Die Teilnehmer_innen bauten die Technik auf. Ein Videostativ wurde aufgestellt, die Filmkamera befestigt. Das Filmformat wurde festgelegt, und die Teilnehmer_innen mussten sich zur Probe vor der Kamera positionieren, damit der Bildausschnitt präzise bestimmt werden konnte. Es wurde vermittelt, dass diese Arbeit als Konzeptarbeit mit festem Produktionsrahmen zu verstehen war.
Aktion 4
Die Teilnehmer/-innen erhielten die Aufgabe, als Resümee ihres Austauschs ein Statement zum Thema „Vater & Sohn“ abzugeben. Die Gruppe wurde aufgeteilt; je zwei Personen arbeiteten als Team mit der Filmkamera: Eine Person filmte, während die andere vor laufender Kamera ihren Text sprach. Den Filmausschnitt bildete die Mundpartie des Sprechers.
Aktion 5
Die Workshopgruppe schnitt den Film gemeinsam am Computer mittels Beamerpräsentation. Dank der festgelegten Form im Rahmen der Konzeptarbeit und der guten Abstimmung der Aufnahmen unter den Teilnehmer_innen gelang das Zusammensetzen der Filmsequenzen innerhalb von 15 Minuten.
Aktion 6
Der erarbeitete Film „Väter & Söhne“ wurde von den Teilnehmer_innen im Abschlussforum des Fachtags als Workshopergebnis per Beamer präsentiert. Zwei Teilnehmer_innen fassten den Workshopverlauf zusammen und berichteten in Kurzform.

Frank Begemann